Die Bad Blankenburger Gemeinde kann auf eine lange Tradition der Kirchenmusik zurückblicken. In der Kirchenchronik, erarbeitet von Pfarrer Martin Cellarius, gibt es viele Aufzeichnungen über die Arbeit des Adjuvantenchores. Dieser Chor wurde im 18. Jh. gegründet. Nach dem großen Stadtbrand 1744 und dem Wiederaufbau der Kirche 1747 musste das kirchliche Leben neu gestaltet und gefestigt werden. Der damalige Pfarrer Hesse bat in einem Brief an das Fürstliche Schwarzburgische Consistorium um den Erlass einer Chorordnung. Am 25. Juli 1763 erschien die „Hohe Verordnung für die sämtlichen Mitglieder des Chorus musikus in Blankenburg”, in der die Rechte und Pflichten des Chores festgelegt waren. Der Adjuvantenchor bestand aus Instrumentalisten und Vokalisten. Die Zusammensetzung und die Anzahl der Mitglieder waren sehr unterschiedlich. Aus den vorhandenen Inventarlisten können wir entnehmen, welche Instrumente gebraucht wurden und woher sie stammten (Flöte, Horn, Trompete, Saiteninstrumente). Die Arbeit des Chores war ehrenamtlich und alle Mitglieder zahlten eine Gebühr in die Chorkasse. Für den Dienst bei Taufen, Trauungen und Bestattungen erhielten die Mitglieder einen Obolus für die Kasse. Über die Verteilung der Gelder gab es immer wieder Streit. In Verbindung zum Adjuvantenchor bildete sich die Musikgesellschaft „Collegium musicum”. Mitglieder waren musikliebende Bürger der Stadt und Instrumentalisten des Chores, die einen bestimmten Mitgliedsbeitrag zahlten. Diese Einnahme war bestimmt für die Beschaffung von Noten und für Reparaturen der Instrumente. Streitigkeiten unter den Chormitgliedern gaben 1854 und 1861 Anlass zur Ermahnung durch den Kirchen- und Schulvorstand. Auch eine neue Chorordnung brachte keine Einigung und der Chor löste sich 1862 auf. Mit der Errichtung der Volksschule wurde der Knabengesang gefördert. Der Kantor gab stimmbegabten Schülern Gesangsunterricht und es bildete sich 1861 die Kurrende. Die Knaben sangen im Gottesdienst die Choräle und die Liturgie. Ende des 19. Jh. bildete sich ein Kirchenchor. 1908 wurde Kantor Arthur Sorge der Leiter. 1909 wurde ein Evangelisch-Lutherischer Kirchengesangsverein im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt gegründet. Mitglieder waren die Chöre der Gemeinden. In der Zeit vom 1. und 2. Weltkrieg bis 1953 zur Neugründung des Kirchenchors durch Eva Kögler sind keine Aufzeichnungen vorhanden. 1955 wurde Edgar Marquardt in das Kantorenamt eingeführt. Seit der Neugründung des Chores bis zum heutigen Zeitpunkt erlebte die Kirchgemeinde, die Stadt Bad Blankenburg und Umgebung viele kirchen-musikalische Höhepunkte. 1963, zum 10-jährigen Bestehen der Kantorei, komponierte der Eisenacher Kirchenmusiker Johannes Petzold die Liedkantate „Wunderbarer König” für Chor, Soloposaune, Bläserchor, Sopransolo und Orgel. Die Uraufführung in Anwesenheit des Komponisten war für die Mitwirkenden ein großes Erlebnis. Von 1963 bis 1985 wurden 17 Tage der Festlichen Kirchenmusik durchgeführt. Die Konzertangebote bei diesen Anlässen waren umfangreich und vielfältig. Oratorien, Messen, Kantaten und Motetten wurden aufgeführt. Hausmusikabende, Orgel- und Kammerkonzerte standen auf dem Programm. Im Herbst 1989 musste Kirchenmusikdirektor Edgar Marquardt auf Grund einer schweren Krankheit sein Amt niederlegen. Ein Jahr lang übernahmen Kantoren und Musiker die Vertretung, darunter auch unser jetziger Kantor Christoph Böcking. 1991 übernahm er das Kantorenamt und führte die kirchenmusikalische Arbeit weiter. Die Vorbereitung und Einstudierung Werke der Kirchenmusik unterschiedlicher Musikepochen bereitet uns Sängern viel Freude. Der Lohn ist dann ein gelungenes Konzert zu den kirchlichen Festtagen und zu den Jahreszeiten. Unter der Leitung des neuen Kantors wurden viele verschiedene Stücke aufgeführt, z. B. die „Deutsche Messe” von J. F. Fasch, das Weihnachtsoratorium von J. S. Bach, das Oratorium „Schöpfung“ von J. Hayden, Magnificat von C. Ph. E. Bach, Gloria D-Dur von A. Vivaldi. Das Adventskonzert 2012 mit Gunther Emmerlich wird den Zuhörern noch in guter Erinnerung sein. Zum 100. Geburtstag von Johannes Petzold, dem Komponisten der Liedkantate „Wunderbarer König”, erhielten seine Söhne 2012 die handgeschriebenen Partituren dieser Kantate. Sie veranlassten den Druck dieses Werkes und seine Veröffentlichung. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens der Kantorei wird dieses Werk am 03.11.2013 in der Nikolaikirche Bad Blankenburg wieder aufgeführt. Eine wichtige Aufgabe der Kantorei ist das Singen im Gottesdienst. Kirchenmusik ist eine Art der Verkündigung. Wir wollen weiterhin dafür sorgen, dass die kirchenmusikalische Arbeit ein Bestandteil im Leben der Kirchgemeinde ist. Dafür suchen wir immer auch neue Mitglieder. Interessierte Jugendliche, Frauen und Männer sind herzlich zu unserer Chorprobe eingeladen. Diese findet dienstags von 19:30 Uhr bis 21:00 Uhr im Gemeindesaal statt. Wir freuen uns auf Sie. Ihre Nicolaikantorei |